Aviatik-Fotografie

Das Fotografieren von Flugobjekten ist eine ganz eigene Disziplin. Martin Thöni, Hobby-Fotograf, hat genau diese als seine grosse Leidenschaft entdeckt. Ist irgendwo eine Flugshow oder ähnliches angesagt, so ist er mit seiner Kamera mit Sicherheit vor Ort. Worauf bei der Aviatik-Fotografie geachtet werden muss, erklärt er Ihnen in diesem Artikel.

Verschiedene Formen der Aviatik-Fotografie

Die Aviatik-Fotografie lässt sich grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilen: „Air to air“, also die Aufnahme der Flugobjekte aus der Luft, und „Ground to air“, sprich die Aufnahme der Flugzeuge vom Boden aus. In diesem Artikel wird vor allem die „Ground to air“-Fotografie beschrieben.

„Air to air“

Bei der „Air to air“-Fotografie ist die Vorbereitung das Entscheidende. Ist man einmal in der Luft muss alles vorhanden und bereit sein. Auch muss man genau wissen, wann sich das Flugobjekt wo befindet. Der wohl bekannteste seines Faches ist der Japaner Katsuhiko Tokunaga, welcher 1978 mit der „Air to air“-Fotografie begann und wohl heute noch führend auf seinem Gebiet ist.

„Ground to air“

Bei der „Ground to air“-Fotografie macht das Fotografieren an sich den weitaus grössten Anteil am Resultat aus.

Man kann sich zwar mit ein bisschen Ortskenntnis einen möglichst optimalen Standort suchen, damit man nahe an die zu erwartenden Flugwege kommt. Selbst bei einem optimalen Standort muss man aber oft sehr schnell reagieren und innert weniger Sekunden den Auslöser drücken.

Wenn, wie bei der „Air to air“-Fotografie, aus einem fliegenden Flugzeug heraus ein anderes Flugzeug fotografiert werden soll, welches mit etwa der gleichen Geschwindigkeit fliegt, dann ist dies wesentlich komfortabler, als vom Boden aus innert Sekunden zu reagieren. Oft kann bei “Air to air“ mit geringen Brennweiten gearbeitet werden, was bei der „Ground to air“-Fotografie meist kein befriedigendes Resultat ergibt. Für richtig gute Resultate werden hier oft Brennweiten ab 300mm benötigt. Bei kleineren Brennweiten ist das Motiv nur sehr klein.

Dank der heutigen Technik und Auflösung der Digital-Kameras, können aber auch diese Bilder so  gecroppt (beschnitten) werden, dass das Objekt besser zu sehen ist, das Bild aber dennoch eine genügende Auflösung hat.

Der Einstieg in die „Ground to air“-Fotografie ist gar nicht so schwierig

Das Wichtigste ist eine grosse Begeisterung für die Aviatik, Geduld, eine ruhige Hand und ein gutes Auge für Motive.

Die Begeisterung versteht sich von selbst, aber weshalb Geduld? Wenn man auf einem Flugplatz fotografieren will, vor allem bei einem Militärflugplatz, dann muss man oft auf die Flugzeuge warten. Auf dem Flughafen Zürich kann man die Flugzeiten online anschauen und sich informieren, was wann fliegt. Bei den Militärflugplätzen geht dies nur in ganz wenigen Fällen.

Ausrüstung

Zum Fotografieren von sich bewegenden Flugobjekten empfiehlt sich eine Kamera, welche eine schnelle AF-Geschwindigkeit (AF=Autofokus) aufweist. Die Auslöseverzögerung sollte auch möglichst kurz sein, damit man rasch reagieren kann.

Für den Anfang reicht sicherlich ein kurzes Zoomobjektiv, z. B. 16-80mm (24-120mm Kleinbild) und ein langes Zoomobjektiv, z. B. 50-200mm  (75-300mm Kleinbild).

Kameraeinstellungen

Autofokus

Bei allen sich bewegenden Objekten ist es ein Muss, den Autofokus auf „C“ (Continous, nachführend) einzustellen.

Messfelder

Für einzelne Flugzeuge,  sollte das Einzelmessfeld oder eine geringe Anzahl Messfelder genutzt werden.  Bei Formationen von mehreren Flugzeugen kann auf  eine grössere Anzahl Messfelder gestellt werden (z. B. 72 Messfelder bei der Nikon D500). So ist die  Chance grösser, dass die Fotos auch wirklich scharf sind.

Belichtungsmessung und -korrekturen

Bei der Belichtungsmessung ist die Matrix- bzw. Mehrfeldmessung zu empfehlen. Allfällige Belichtungs-Korrekturen wegen heller Wolken, leichtem Gegenlicht, gleissendem Licht, etc. lassen sich manuell vornehmen, indem man entsprechend über- oder unterbelichtet.

Am besten ist, man probiert einmal einige verschiedene Einstellungen und Messungen aus und schaut, wie sich diese auf dem fertigen Bild verhalten und verändern.

Verschlusszeit

Hier entscheidet vor allem das zu fotografierende Flugobjekt. Ein Jet ist schneller unterwegs als ein Hubschrauber, was wiederum eine kürzere Verschlusszeit bedingt.

Jets: möglichst kurze Verschlusszeiten, 1/1000s oder kürzer

Propellerflugzeuge: 1/500s und länger. Möchte man die Propellerbewegung als durchgehende „Scheibe“ ablichten, so wird eine längere Verschlusszeit von 1/30sbenötigt. Ansonsten empfiehlt sich eine Verschlusszeit von 1/250s bis 1/500s.

Hubschrauber: 1/500s und länger. Je nachdem, wie man die Rotorblätter einfangen möchte, sind auch hier längere oder kürzere Verschlusszeiten notwendig.

Bei solchen Verschlusszeiten ist ein Stativ meist unabdingbar.

ISO

Die ISO-Werte immer möglichst tief halten, wobei heutige Kameras bis ISO-Werte um 3200 kaum rauschen und somit praktisch bedenkenlos einsetzbar sind. Für Nachtaufnahmen und Aufnahmen bei schlechtem Licht (z.B. Dämmerung, Wolken, etc.) müssen die ISO-Werte oft höher eingestellt werden. Dies selbst bei sehr lichtstarken Objektiven.

Serienbild – Modus

Für die Aufnahme von sich bewegenden Objekten (nicht nur Flugobjekte) sollte der Serienbild-Modus eingeschaltet werden. Die Chance, dass dabei ein sicher gelungenes Bild eingefangen wird, ist viel grösser. Zudem sind die Flugzeuge schnell wieder weg und kommen meist nicht wieder zurück. Was früher bares Geld kostete, ist heute kein Problem mehr: Die schlechten Aufnahmen können einfach wieder gelöscht werden.

Mehr zum Thema bewegte Motive fotografieren finden Sie in den beiden Artikel „Bewegung einfangen 1“ und „Bewegung einfangen 2“.

Aufnahme-Format

Bei Nachtaufnahmen ist es von Vorteil, wenn die Aufnahmen im sogenannten RAW-Format gemacht werden, dem sogenannten „digitalen Negativ“. Man hat danach noch sehr viel Potenzial, bei der Nachbearbeitung das Optimum aus einem Bild herauszuholen.

Mehr zum Thema RAW-Format finden Sie im Artikel „JPEG- oder RAW-Format?“

Im Fokus:Martin Thöni

Aufgewachsen im Berner Oberland, unweit der Abflugzone des Militärflugplatzes Interlaken. Diese Nähe zu den Jets damals ist wohl für die heute so ausgeprägte Leidenschaft für Aviatik und deren Fotografie verantwortlich.

Mehr zu Martin Thöni und vor allem mehr seiner Aviatik-Bilder finden Sie unter www.powerplanes.ch

Und hier noch eine Galerie mit weiteren, imponierenden Bilder von Martin Thöni.

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18.11.2016